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Zuhause beim neuen Nürnberger Christkind: Barbara ist ein echtes Multitalent

Barbara Otto in ihrem Zimmer. Die 18-Jährige ist musikalisch, singt im Chor, spielt Gitarre und Geige, und zwar fränkische Volksmusik genauso wie Johann Sebastian Bach.

Mark Johnston

Endlich! Barbara Otto hat es geschafft - und ist zum Nürnberger Christkind 2015/16 gewählt worden. „Ich habe schon als Kind verstan­den, dass das Christkind gewählt wird“, erinnert sich Barbara Otto. „Wir sind oft zur Markteröffnung ge­gangen. Die Idee hat mich nie mehr losgelassen.“ Das beweist eine Schranktür in ihrem Jugendzimmer. Acht Autogrammkarten von Christ­kindern kleben da. Bei den letzten vier war Barbara alt genug, um mit den Darstellerinnen zu reden. Wie machst du das, wie gefällt es dir?

Wenn sie ihren Vorbildern zur Ad­ventszeit begegnete, trug sie manch­mal selbst ein Kostüm, ein simples, weißes Kleid. Sechs Jahre lang spielte das Mädchen einen Begleitengel für den Nürnberger Nikolaus, der karitati­ve Besuche machte, nur weniger be­kannt als das Christkind. Damals freu­te sich die Schülerin vor allem über die Süßigkeiten, die ihr zugesteckt wurden. Heute fühlt sie sich reif für die größere Aufgabe und das Goldge­wand: „Das Christkind ist eine einzig­artige Figur, die allein durch ihr Auf­treten den Menschen Freude bringt.“ Sie sei stolz, das für zwei Jahre zu übernehmen. „Das haben vor mir nur 23 andere Frauen in Nürnberg geschafft.“

Weihnachts­dekoration das ganze Jahr

Die Familie Otto sind Sammler. Weihnachts­dekorationen in erstaunlicher Anzahl zieren das Wohnzimmer – ganzjährig. Es wichtelt und nikolaust, in Holz, Fensterbildern und Keramik, sogar die Streichholzschachtel wünscht frohe Weih­nachten. „Wir leben lieber, statt aufzuräu­men“, sagt Mutter Inge Otto entschuldi­gend. Kein Witz: Den Familienurlaub ver­bringen sie seit Jahrzehnten im Spes­sart, im Hotel „Zum Engel“.

Zu Hause bei Christkind Barbara Otto.

Mark Johnston

Inge Otto ist Grundschullehrerin, ihr Mann Klemens Sittler Mittelschul­lehrer. „In den Ferien brauchen wir Ruhe.“ Deshalb basteln sie. Der Vater führt seine Glasperlensternchen vor. „Na ja, an Heiligabend ist’s vorbei“, sagte er im Rathaus, kurz nachdem sei­ne Tochter gekürt worden war. Inzwi­schen sagt er: „Sind’s halt ein paar Termine mehr.“ Geht’s noch demons­trativ gelassener? Das habe seinen Grund, sagt Inge Otto. Als vor vielen Jahren eine Kollegin kurz nach Ein­tritt in den Ruhestand tödlich verun­glückte, hätten sie beschlossen, „im Hier und Jetzt zu leben“.

Dieses Klima scheint Barbara, die Jüngste unter drei Geschwistern, mit Selbstsicherheit ausgestattet zu ha­ben. Als in den sozialen Netzwerken kurz nach der Christkindwahl gehässi­ge Kommentare zu ihrem Aussehen aufliefen, schaute sie die nicht an, sagt sie. „Ich will doch meinen Seelen­frieden nicht verlieren.“ Es sei halt modern, etwas im Internet zu „hypen“ oder zu „haten“. „Die Leute würden es mir nicht ins Gesicht sagen.“ Die Christkin­der sind viel promi­nenter geworden in den letzten Jahren – Barbara Otto ver­sucht, Privatperson zu bleiben, auch auf Facebook.

Zwischen Sternen und Notenblättern: Zu Besuch bei Christkind Barbara

Barbara Otto setzte sich bei der Wahl am 4. November gegen fünf Mitbewerberinnen durch und ist somit das neue Nürnberger Christkind. Bevor sie am 27. November den Christkindlesmarkt eröffnen wird, gewährte sie uns einen Einblick in ihr Zuhause.

Unbefangen erzählt sie beim Presse-Hausbesuch trotzdem von sich. Ja, sie mache mit ihren Eltern immer noch gern klassisch-fränkische Volks­musik. Sie möge aber auch die Band Wise Guys, sei Fan der absurd-ironi­schen Bestsellerbücher der „Känguru-Chroniken“. Und: „Ich will jedes Land der Welt mal gesehen haben.“ Drei Wochen Schüleraustausch in den USA haben die Reiselust geweckt. Schon bevor sie im Sommer ihr Abitur an der Peter-Vischer-Schule ablegte, zählte sie zu den unterneh­mungslustigeren Schülern. Ministran­tin, Hausaufgabentutorin, Jugendsani­täterin, Chormitglied, Tanzkurs, Foto­kurs, Geige, Gitarre. Gleich mit 18 hat­te sie den Führerschein.

Barabara ist kein Feiermensch

„Ich bin kein Feiermensch“, sagt sie, „aber ich gehe total gern mit Freunden in eine Bar, quatschen bis 3 Uhr früh.“ Die Schule: „War halt nötig.“ Sie habe nie „Schulkrisen“ geschoben, trotz Stress im achtjähri­gen Gymnasium, erzählt sie und klingt erwachsen. Eigentlich vermisse sie die Zeit jetzt sogar.

Zukunftspläne hat die Nürnberge­rin, die sich als „freundlich und offen“ beschreibt, noch nicht gefasst. Ein freies Jahr soll Klarheit bringen. Gerade ging ihr Praktikum in der Regieassistenz am Opernhaus zu Ende; dabei betreute sie die Produkti­on der Kinderoper „Pinocchio“. Sie mochte das Theater, die Arbeitszeiten weniger. Also will sie 2016 in noch mehr Berufe hineinschnuppern: in einer Konditorei, bei einem Hörgeräte­akustiker und beim Radio.

Barbara Otto ist der natürliche Typ Mädchen: trägt Jeans, ging früher viel reiten, backt gern, benutzt nur Wim­perntusche. „Das Schminken muss ich jetzt üben“, erklärt sie selbst­ironisch. Vorgängerin Teresa Treuheit gehe mit ihr einkaufen, Skiunterwä­sche natürlich, aber auch Glitzer­strümpfe und Make-up. „Nur Rouge kaufe ich bestimmt nicht.“ Sie wisse, dass ihre Bäckchen rot strahlen, ob vor Wärme, Kälte oder Freude.

"Ich will den Prolog auf meine eigene Weise vortragen"

Halbe Tage mit Fernsehteams auf den Fersen, der Ausblick auf 180 Auf­tritte in vier Wochen – der Rummel konnte dem zierlichen neuen Christ­kind bisher offenbar nichts anhaben. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse, ich nehme das so hin.“ Nicht zu viel planen. Das könne schnell gestelzt wir­ken. Für die Eröffnung des Christkind­lesmarkts bekommt sie Sprechtraining im Schauspiel­haus. „Ich will den Prolog auf meine eigene Weise vortragen“, sagt sie. „Ohne meine Vorgängerinnen zu kopieren“ und „ohne Singsang“.

Wenn ihr etwas Sorge macht, dann im Moment nur, ob ihr in einer Live-Fernsehsendung mit Schlagermodera­tor Florian Silbereisen wohl Antwor­ten auf Kinderfragen einfallen wer­den. Für diese Schlagfertigkeit sollte gesorgt sein. Von der Wahljury wurde Barbara Otto gefragt, wie sie einem Zugereisten die kurze Beschaffenheit der „Drei im Weckla“-Bratwürstchen erklären würde. „Die passen halt genau da rein“, sagte sie und grinste.

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